Was ist Palliative Care?
Mehr als 80% der Menchen in der Schweiz sterben nicht plötzlich, sondern nach nach einer lebensbedrohlichen Krankheit. Das heisst, fast jede(r) von uns wird im Laufe des Lebens mit einer schweren Diagnose konfrontiert.
Palliative Care vereint alle Fachpersonen, die sich für eine möglichst hohe Lebensqualität nach einer schweren Diagnose einsetzen.
Lebensqualität oder Lebenszeit?
Therapien, die zum Ziel haben, eine Krankheit zu besiegen oder den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, sind Teil der kurativen Medizin.
Die palliative Medizin ist eine Ergänzung zur kurativen Medizin. Sie hat nicht mehr Lebenszeit zum Ziel, sondern bessere Lebensqualität während der verbleibenden Lebenszeit.
Eine sehr persönliche Entscheidung
Die Patientin oder der Patient bestimmt selbst, ob und wann er/sie auf kurative Therapien verzichten will und stattdessen palliative Therapien in Anspruch nimmt.
Kurative Therapien können anstrengend und belastend sein. Wenn die Heilungschancen klein sind, mag es befreiend sein, auf kurative Therapien zu verzichten und die restliche Lebenszeit anders zu nutzen.
Es kann sich aber auch richtig anfühlen, bis ganz zum Schluss gegen eine Krankheit zu kämpfen. In manchen Fällen lassen sich auch beide Ansätze kombinieren. Für manche Krankheiten wie Demenz oder ALS gibt es noch keine kurativen Therapien, sie werden nur palliativ behandelt.
Symptom-Kontrolle bis zum Schluss
Palliativmediziner:innen sind Spezialist:innen für Symptomkontrolle. Sie behandeln Schmerzen, Übelkeit, Schwindel, Erschöpfung und viele weitere mehr. Oft werden palliative Therapien über mehrere Jahre in Anspruch genommen. Eine palliative Behandlung heisst übrigens nicht, nichts zu tun. Manchmal helfen auch operative Eingriffe oder eine palliative Chemotherapie, die Lebensqualität zu erhöhen.
Wenn das Lebensende absehbar wird, begleitet das Palliative Care-Team die Patientin oder den Patienten bis zum Tod. Sei es zu Hause oder in einer Institution. Palliative Care-Fachpersonen helfen, Schmerzen und Ängste am Lebensende ertragbar zu machen.
Mehr als Medizin
Lebensqualität ist kein rein medizinisches Thema. Für ein gutes Leben trotz Krankheit ist auch psychische Gesundheit elementar. Dazu kommen Fragen zu Geld, Recht, Versicherungen, Abschied, Trauer und viele weitere mehr.
Deswegen arbeiten Palliativemediziner:innen und Fachpersonen aus der Pflege mit Soizalarbeiter:innen, Psycholog:innen, Seelsorger:innen, Physiotherapeut:innen, Komplementär-Therapeut:innen und vielen weiteren Spezialist:innen zusammen. Diese Teamarbeit geht weit über Palliativmedizin hinaus, sie wird Palliative Care genannt.
Patient:in im Fokus
Palliative Care-Therapien und Massnahmen helfen nur, wenn sie den Bedürfnissen der Patientin / des Patienten entsprechen. Diese Bedürfnisse kennt nur die betroffene Person selbst:
- Wie viele Nebenwirkungen nehme ich in Kauf?
- Was will ich in meinem Alltag trotz Krankheit erhalten?
- Was ist mir am Lebensende wichtig?
- Will ich noch reanimiert oder intubiert werden, wenn das Lebensende bereits absehbar ist?
Nach einer schweren Diagnose müssen die Patient:innen zahlreiche Entscheidungen treffen. Es ist wichtig, diese Überlegungen mit den Angehörigen und dem Behandlungsteam zu teilen und sie eventuell schriftlich festzuhalten (z.B. in einer Patientenverfügung). So kann der/die Patient:in sicherstellen, dass Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt werden, wenn er/sie nicht (mehr) ansprechbar ist.
Niemand muss diese Entscheidungen alleine Treffen. Fachpersonen beraten und begleiten Betroffene und ihre Angehörigen. Kompetente Gesprächspartner:innen helfen zum Beispiel in den Bereichen Psychologische Beratung, Sozialberatung, Seelsorge oder Case Management. Expert:innen helfen bei der Koordination der Pflege zu Hause oder bei der Wahl der passenden Institution.
Wie informieren?
Für eine möglichst gute Lebensqualität nach einer schweren Diagnose ist es wichtig, dass Betroffene und Angehörige ihre Möglichkeiten kennen und ihre Bedürfnisse kommunizieren. Aber wie? Drei hilfreiche Inputs:
Anlaufstelle
palliative aargau berät Betroffene und Fachpersonen kostenlos. Schreiben Sie uns, um einen Telefon-Termin zu vereinbaren:
Angebote im Aargau
In Angebots-Übersicht von palliative aargau finden Sie diverse Angebote und Institutionen im Bereich Palliative Care im Kanton Aargau.
Palliative Care kennenlernen
Lernen Sie die vielen Facetten der Palliative Care kennen! Im Podcast Pallipod von Gabriela Meissner kommen Betroffene und Fachpersonen zu Wort.
Stimmen aus der Palliative Care
Palliative Care-Fachpersonen erzählen vom Umgang mit lebenslimitirenden Krankheiten.
Pflegefachmann Daniel Emmenegger arbeitet auf dem Notfall des Berner Inselspitals.
Wenn das Lebensende absehbar ist, die Versorgung zu Hause allerdings nicht gut funktioniert, kommt es zu Aufenthalten auf dem Notfall.
Daniel Emmenegger schildert den Fall von Patient B., wo die schlechte Verständigung zwischen Patient und Angehörigen zu einer schwierigen Situation führt.
Prof. Dr. Steffen Eychmüller ist Palliativmediziner und Chefarzt am Berner Inselspital. Für ihn ist klar: Das Lebensende gehört zum Leben dazu.
Auch die Möglichkeiten der Spitzenmedizin würden nichts daran ändern, dass das Leben endlich sei.
Sich darüber zu informieren, welche Unterstützungsmöglichkeiten es für einen selbst und für die Hinterbliebenen gibt, hilft gemäss dem Palliative Care-Pionier, Stress zu vermeiden.